Wie erklärt man jemanden die Wertigkeit einer Sache die kostenlos ist? Es heißt "man bekommt immer genau dass, wofür man bezahlt". Was bekommt man aber wenn man nichts bezahlen muss und es trotzdem bekommt? Für eine Software die unter einer Open-SourceLizenz verfügbar ist lässt sich das schwer erklären. Immer wieder bemerke ich, dass proprietäre Software im Vergleich zu einer Open-Source Software bei einigen, gefühlt, eine höhere Wertigkeit besitzt. Schließlich bezahlt man dafür.
Das sich in unserer Welt alles um Geld dreht weiß man nicht erst seit STS. Deshalb habe ich versucht die Entwicklungskosten einer Open-Source Software anhand dem Beispiel TYPO3 zu berechnen.
Nicht Freibier, sondern Redefreiheit
Open-Source Software ist kostenlos. Sie kann von jedem frei benützt, geändert und weitergegeben werden. Allerdings definiert sich das "frei" nicht im Sinne von "Freibier" sondern viel mehr im Sinne von Redefreiheit. Wer 10 Sekunden darüber nachdenkt entdeckt den Unterschied. Redefreiheit ist ein Privileg. Freibier etwas tolles am Wochenende. Eine genauere Definition von Open-Source ist bei der OSI verfügbar oder auf meiner Seite zu Open-Source.
Softwarekosten berechnen
David A. Wheeler hat 2001 eine Studie veröffentlicht, in der er die Herstellungskosten des Betriebssystem Linux (Red Hat) mit Hilfe von COCOMO, einem algorithmisches Kostenmodell das 1981 bei Boeing entwickelt wurde, zu berechnen. Nach seiner Kalkulation würden sich die Herstellungskosten des frei verfügbaren Betriebssystems im Jahr 2001 auf 1 Billion Dollar belaufen und es hätte knapp 6,5 Jahre gedauert wenn die Entwicklung bezahlt werden müsste wie etwa beim Betriebssystem Windows von Microsoft. Das bei Boeing entwickelte Kostenmodell ging von der Anzahl der geschriebenen Code-Zeilen aus die nötig waren, damit eine Software einen bestimmten Zweck erfüllte. Die Anzahl der Zeilen war die Basis für die Berechnung der Gesamtkosten eines Projekts. Das Kostenmodell wurde oft kritisiert, da es zu Beginn einer Entwicklung sehr schwer war die Anzahl der benötigten Code-Zeilen zu schätzen. Deshalb wurde 1997 COCOMO II publiziert das auch andere Faktoren berücksichtigte. Für meine Berechnung ist ,wie bei Wheeler auch, die Anzahl der Code-Zeilen jedoch eine sehr gute Basis, da ich die genaue Anzahl der Code-Zeilen kenne.
Berechnung der Code-Zeilen
Die Anzahl der Code-Zeilen bezeichnet die Informatik als SLOC (source lines of code). Wheeler berechnete die Anzahl mit einem von Ihm geschriebenen Programm. Da das Programm aber nicht die Programmiersprachen von TYPO3 auswerten kann, habe ich für die Berechnung das ebenfalls frei verfügbar cloc verwendet. Ausgewertet wurde die TYPO3 Version 4.7.1 ohne das Introduction package.